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Schnappfinger & Sehnenscheidenentzündung
Bei der Sehnenscheidenentzündung der Fingerbeugesehne handelt es sich um ein häufiges Krankheitsbild im Bereich der Hand, verbunden mit einem schmerzhaften Schnapp-Phänomen eines oder mehrerer Finger. Betroffen sind überwiegend Frauen im Alter über 50 Jahren. Meist ist der Daumen betroffen, es folgen der Mittelfinger und dann die übrigen Langfinger.
1. Was ist ein schnellender Finger oder Schnappfinger?
Der schnellende Finger wird häufig durch eine entzündliche Einengung der Sehnenscheide verursacht, in der Regel im Bereich des Ringbandes knapp körpernahe der Finger-Grundgelenke. Auch eine Verdickung der Sehnen kann ein Schnapp- Phänomen mit sich bringen. Bei Entzündungen schwillt die Synovialis der Sehnenscheiden erheblich an, sodass die Sehne nicht mehr oder sehr erschwert in der Lage ist zu gleiten. Man kann dann ein Reiben und in fortgeschrittenen Stadien ein Schnappen tasten.
2. Welche Symptome und welche Beschwerden sind Hinweise auf einen schnellenden Finger oder Schnappfinger?
Bevor das für die Diagnose typische Schnappen auftritt, kommt es in der Regel zu bewegungsabhängigen Schmerzen in der Höhe des Engpasses, also im Bereich des Ringbandes in der körperfernen Hohlhand. Druck führt zur Schmerzverstärkung. In frühen Stadien ist ein erschwertes Gleiten und Reiben der Beugesehne tastbar, oft auch ein Knötchen im Sehnenbereich vor dem Ringband. In fortgeschrittenen Fällen kann der betroffene Finger in Beuge-, seltener in Streckstellung blockiert bleiben.
Häufig lokalisieren Patienten mit schnellendem Daumen das Schnappen im Bereich des Daumenendgelenkes. Dieses Gelenk ist tatsächlich in Beuge- oder Streckstellung fixiert, die Ursache liegt jedoch im Bereich des Ringbandes in Höhe des Grundgelenkes.
3. Wie stellt man einen schnellenden Finger oder Schnappfinger fest?
In der Regel sichern die typische Vorgeschichte (Anamnese) und die klinische Untersuchung mit Feststellung der beschriebenen Symptome die Diagnose. Um knöcherne Veränderungen oder auch Weichteilverkalkungen auszuschließen, sollte vor einer operativen Behandlung eine Röntgenuntersuchung erfolgen. Beim Kind fällt den Eltern oder dem untersuchenden Arzt eine fixierte Beugung oder Streckung des Daumenendgelenkes auf. Das Kind schreit beim Versuch der passiven Streckung, der Daumen bleibt in Beugestellung.
4. Wie behandelt man einen schnellenden Finger oder Schnappfinger?
Solange der Finger nicht blockiert ist, ist die konservative Behandlung möglich. Sie besteht in der Vermeidung aller zur Erkrankung führenden Tätigkeiten, Ruhigstellung, lokaler Eisanwendung und der Verabreichung entzündungshemmender Medikamente, um die Schwellung abklingen zu lassen.
Eine Operation des schnellenden Fingers oder Schnappfingers wird in der Regel dann durchgeführt, wenn die konservative Therapie erfolglos bleibt, die Beschwerden des Patienten zu stark sind und der betroffene Finger in Beuge- oder Streckstellung fixiert ist.
5. Welche Narkoseform ist für die Operation eines schnellenden Fingers oder Schnappfingers notwendig?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Operation schmerzfrei durchzuführen. Ihr Narkosearzt wird Ihnen diese Möglichkeiten eingehend erläutern.
6. Welche OP Techniken gibt es?
Das Operationsverfahren ist standardisiert: Da der schnellende Finger durch eine Ringbandeinengung entsteht, wird bei der Operation das Ringband gespalten. Die OP erfolgt in der Regel ambulant, sodass die Patienten nach dem Eingriff nach Hause entlassen werden können.
Ablauf der Operation:
- Hautschnitt (Abb. 3)
- Darstellung der neben der Sehne und den Sehnenscheiden
verlaufenden Gefäß-Nerven-Bündel - Darstellung des Ringbandes-A1
- Spaltung und teilweise Entfernung des Ringbandes A1 (Abb. 4)
- Ggf. Entfernung von entzündlichen Veränderungen des Sehnengleitgewebes (Synovialis)
- Hervorziehen der Beugesehnen, um entzündliche Veränderungen zu erkennen und ggf. Verklebungen zwischen den Sehnen zu lösen
- Die Sehnen gleiten nun frei in ihrem Gleitlager
- Abschließende Kontrolle der beiden Gefäß-Nerven- Bündel auf Unversehrtheit
- Hautnaht
- Kompressionsverband
7. Wie ist die Nachbehandlung nach der Operation eines schnellenden Fingers oder Schnappfingers?
Der Patient geht nach der OP nach Hause. Die Finger, vor allem der operierte Finger, sollten bewegt, jedoch nicht belastet werden, um Verklebungen und Verwachsungen der Beugesehnen sowie Kontrakturen der Fingergelenke zu vermeiden.
Striktes Hochhalten für 4–5 Tage nach der OP ist unbedingt erforderlich, um Nachblutungen und/oder Schwellungen zu vermeiden (Hand immer über Herzhöhe).
5.–7. Tag nach der OP:
Verbandwechsel (auch beim Haus- oder überweisenden Arzt möglich).
14. Tag nach der OP:
Verbandwechsel und Entfernen der Fäden (auch beim Haus- oder überweisenden Arzt möglich).
1. Tag nach dem Entfernen der Fäden:
Ein Verband ist nicht mehr nötig. Beginn mit regelmäßigen (3–4 x tgl.) Übungen im kalten Wasser (ggf. unter Zusatz von Eiswürfeln). Kälte reduziert die Schwellung, nimmt den Schmerz. Patienten, die Kälte nicht vertragen, nehmen lauwarmes Wasser.
5 Tage nach dem Entfernen der Fäden:
Beginn mit der Narbennachbehandlung: 4–5 x täglich mit Ringelblumensalbe (oder anderen fetthaltigen Salben) dünn einreiben (massieren), die Narbe wird weicher, weniger schmerzhaft und besser belastbar („Abhärtung“ der Narbe). Unterstützen kann man diesen Effekt auch durch Beklopfen der Narbe, z.B. mit einer weichen Bürste.
Krankengymnastik und/oder Ergotherapie sind selten erforderlich, werden aber bei Auftreten von Bewegungseinschränkungen eingesetzt.
Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit beträgt in der Regel 3 Wochen.
8. Welche Komplikationen können nach der Operation eines schnellenden Fingers oder Schnappfingers auftreten?
In der Regel ist der Wundschmerz gering, die mitgegebenen Schmerzmittel werden von vielen Patienten nicht benötigt. Die Schnapp-Symptomatik und die damit verbundenen Schmerzen sind nach der Operation verschwunden, sehr selten bemerkt man noch ein Reiben der Sehnen, welches sich nach einigen Wochen vollständig verliert. Narbenbeschwerden verschwinden weitgehend innerhalb der ersten 6–8 Wochen. Nach 3–6 Monaten klagen die Patienten nicht mehr über Narbenschmerzen. Ihren endgültigen Zustand hat die Narbe etwa 12 Monate nach der OP erreicht.
9. Wie ist die Prognose des schnellenden Fingers oder Schnappfingers?
Da mit der Ringbandspaltung die Ursache des schnellenden Fingers oder Schnappfingers beseitigt ist, kann der Operationserfolg als dauerhaft gewertet werden. Schon unmittelbar nach der Operation ist die Symtomatik des Schnellens oder Schnappens verschwunden. Ein leichtes Reiben der Sehnen kann auch bei einer erfolgreich verlaufenden Operation noch einige Zeit spürbar sein, bevor sich diese Empfindung legt.